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Unser altes Schiff MINONA:
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen...
Eigentlich sahen meine Pläne für die Winterarbeit ganz anders aus. Auf
der Überführung machte ich lange Listen mit den Dingen, ich verschönern und
verbessern wollte. Ich wusste von zwei gebrochenen Spanten und einem
nicht ganz dichten Kajütdach. Aber die Warnungen an jeden Käufer einer
Holzyacht sollten sich auch bei mir bewahrheiten!
Dafür, dass ich die Yacht ohne Gutachten gekauft habe und sogar ohne
sie an Land gesehen zu haben um das Unterwasserschiff zu inspizieren,
bin ich noch mit einem blauen Auge davongekommen. Vom allgemeinen
Zustand und mit etwas Menschenkenntnis kann man sich zwar ein halbwegs
gutes Urteil bilden - aber eben kein exaktes. Trotzdem vermute ich,
dass wir MINONA gekauft hätten auch wenn wir gewusst hätten, was wir
heute wissen.
Ich hatte mich schon vor der Überführung entschieden, diesen Winter das
Boot bei einer Werft an Land zu legen, die etwas von Holz verstehen.
Meine Wahl fiel auf Ecoboot im Überwinterungshafen in Harburg (www.ecoboot.de).
Es hat durch die Umgebung einen etwas morbiden industriellen Charme, aber ich
schien bei Herrn von Bloomberg am meisten Begeisterung für das Boot zu
finden. Und ohne Begeisterung kann man einem alten Schiff nicht gerecht
werden.
Als MINONA aus dem Wasser kam gab es keine schlimmeren Überraschungen.
Das Unterwasserschiff war erfreulich glatt, ohne viel Bewuchs und vor
allem ohne sichtbare Schäden.
Mit dem Kauf bekam ich auch ein Gerüst, mit welchem ich ein Zelt um das Schiff bauen
kann. Sogar die Neonlampen bekam ich dazu und kann so bequem darunter arbeiten. Trotz einer relativ geschützten Lage sind Gerüst und vor allem
die Plane nicht von den Stürmen verschont geblieben. Darum habe ich das
Gerüst jetzt im Boden verankert.
Ich begann damit, einige Luken und Deckel abzubauen, die ich Zuhause
abbrennen und neu lackieren wollte. Dabei entdeckte ich einige an- oder
auch durchgebrochene Spanten. Darunter waren einige, die wohl während
unserer Heimreise im Sturm in Simrishamn gebrochen sind. Jetzt machte
ich mich daran, jedes Spant genauestens zu untersuchen. Das deprimierende
Ergebnis: 27 angerissene Spanten. Davon aber auch einige, die nur zu einem geringen Teil
angeknackst sind und nicht unbedingt sofort repariert werden müssen.
Es bleiben trotzdem 15 Spanten, die ich nach Rücksprache mit dem
Bootsbaumeister Christoph Janssen ausbessern muss.
Bei der genaueren Suche krabbelte ich auch in den Küchenschrank. Dort
fand ich unter dem Nirosta-Becken zwei angerottete Bretter - also
austauschen. Aber beim Entfernen wurde das Übel sichtbar: der
Decksbalken, der am Niedergang von Bordwand zu Bordwand für die
Stabilität sorgt war morsch. Von aussen war ein Mahagoni-Balken
davorgeschraubt worden. Für einige Zeit hat das vor Jahren sicher mal
geholfen. Dahinter rottete es aber weiter. Als ich den Balken freigelegt
hatte, ließ ich alles Werkzeug liegen und fuhr deprimiert nach Hause.
Das ursprüngliche Problem waren die Backstagen. Bei deren
Decksdurchführung stand das Wasser immer am höchsten, ohne das ein
Lenzloch in der Nähe ist. Durch die Löcher lief das Wasser ins
Schwalbennest, und kroch dort langsam ins Holz. Für Abhilfe sollen jetzt
zusätzliche Lenzlöcher im Scharndeck und eine Kugeldurchführung für
das Backstag sorgen, wie es auch auf Drachen zu finden ist.
Ich war mir nicht sicher wie stabil das Boot noch ist, wenn ich den
Balken ausgebaut hatte. Daher baute ich eine Konstruktion mit der ich
mit einem Wagenheber die Bootswände auseinander drücken konnte. Das
komplette Freilegen und Ausbauen des Balkens war mit etwas Vorsicht
bald geschafft. Kathrin Rahn von Ecoboot baute nach der Vorlage einen
neuen Balken aus Robinie (genauso rottbeständig wie Teak, etwas
günstiger aber nicht so schöne Farbe). Auch die Knie aus Eiche
waren schnell gemacht. Beim Einbau der Knie machte ich meine ersten
Erfahrungen mit Kupfernieten.
Ich tastete mich an die richtige Größe für die Bohrung heran. Die Niete
muss stramm sitzen, aber wenn das Loch zu klein ist, schlägt man nur
die recht weichen Kupfernieten krumm. Dann stellten ich noch fest, dass
die Nietscheiben eine zu kleine Öffnung hatten (trotz Empfehlung von
Toplicht). Beim Aufsetzen reißen sie ein und haben daher keinen Halt
mehr. Ich bohrte sie darum einfach auf die richtige Größe.
Beim Aufsetzen der Nietscheibe mit einem genügend langen Nietzieher
(evtl. Niete kürzen um diese nicht wieder rauszuschlagen) und dem
Abrunden der ca. 2-3 mm überstehenden Niete (mit einem Rundkopfhammer)
muss jemand von außen gegenhalten - am besten mit viel Gewicht. Es eignet
sich dafür ein Stück einer alten Welle, die an einer Seite einen Dorn
bekommt (etwa so groß wie der Nietkopf, da diese ja im Holz versenkt
sind um sie zu verpfropfen).
Dann mussten noch die verrotteten Mahagoni-Leisten an der Kajütwand zur Plicht
ersetzt werden. Der Aufwand bei diesem Ersetzen ist recht groß,
da man es nicht fertig zuschneiden kann. Im Boot mit den vielen
Ecken, Kanten und vor allem Krümmungen musste ich es zurechtschnitzen und hobeln.
Doch bevor alles wieder an seinen Platz geschraubt wird, repariere ich
die Spanten, solange man überall gut drankommt.
Nachdem klar ist welche Spanten ausgebessert werden müssen kommt die
Frage nach der Methode. Behrens empfiehlt in seinem Buch (" Pflege von
Holzbooten ") die gebrochene Stelle mit der Flex konkav auszuschleifen.
Danach werden Furnierstreifen mit Epoxy in diese Rundung lamelliert.
Ich befürchte eine ziemliche Schweinerei mit Epoxy im Boot und kann mir
nicht ganz vorstellen, wie die Furnierstreifen in die Rundung gepresst
werden sollen. Ich bezweifle, dass man mit Tackern genügend Halt erreicht
und das Verkeilen im Boot nicht ganz einfach wäre. Mein Nachbar Anatol
will die Spanten in seinem Folkeboot genau so reparieren - ich bin gespannt.
Da ich auch kein Freund vom Aufdoppeln bin (Hilfsspant neben das gebrochene)
bleibt mir nur das Schäften. Wenn die Krümmung nicht zu groß ist, kann
ich ein evtl. Vollholz finden. Ansonsten muss ich die Form abnehmen und das
Stück außerhalb des Bootes lamellieren und dann reinschäften.

Als nächstes müssen die Pfropfen auf der Außenseite herausgenommen
werden - und zwar die richtigen! Hier gilt es genau abzuzählen, da man
sonst später die Niete mit dem Pfropfen und auch mit einem guten Stück
der Planke rausschlägt. Beim Rausschlagen der Nieten muss jemand auf
der Gegenseite gegenhalten und aufpassen, dass nicht eine Krumme Niete
die Planke in Mitleidenschaft zieht.

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Die Nietscheibe auf der Innenseite habe ich vorher abgeschliffen,
oder zumindest angeschliffen. Dabei sollte man die Flex nicht zu lange
auf dem Niet halten, da dieser sonst sehr heiß wird und das ist natürlich
gar nicht gut für das Holz. Die Scheibe hebe ich mit einem Messer ab. Mit
einem Senkdorn schlage ich dann die Nieten raus.
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Bevor ich die Schäftung im Spant mache, habe ich den Verlauf deutlich
mit Edding auf die Seite gezeichnet. Wichtig ist es auch einen
Schnitt an der Bruchstelle zu machen (z.B. mit einer japanischen Säge).
Dadurch verhindert man, dass der Spant sich am Faserverlauf weiter
aufspaltet als man das vorhat.
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Nun wird mit dem Stecheisen die grobe Vorarbeit gemacht. Spätestens
zur Feinarbeit sollte das Stecheisen richtig scharf sein (Probe: Haare
auf dem Handrücken abrasieren), denn nun wird die Schäftung gerade
"geschnitzt". Die letzte Glättung erreiche ich mit einem Simshobel
(hier Stanley 90 von dem man auch die Nase abnehmen kann, um bis in die
Ecke zu kommen). Hier und dort schleife ich auch mit einem Schleifklotz
nach. |
Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass die Schäftung nicht
den Normen des Germanischen Lloyd entsprechen. Danach müsste die Schäftung
die 8 bis 10-fache Länge von der Höhe haben. Also bei meinen 25mm hohen Spanten wären
das über 20 cm...

Danach habe ich ein Modell genommen von der Krümmung an der geschäfteten Stelle.
Dieses Modell habe ich auf eine Holzplatte übertragen und Holzklötze festgeschraubt.
Daran wurden dann 10 Lagen Eichenfurnier à 2,5 mm mit Epoxy zusammengepreßt und lamelliert.
Mit guten Ratschlägen sowie guten und trotzdem günstigen Epoxy stand mir Mathias von Corvin
zur Seite (besser als West Systems; www.voncorvin.de).
Die fertigen neuen Spanten wurden passend geschäftet und dann zunächst mit Epoxy
festgeklebt. Dabei presste eine Schraube von Außen das neue Teil an seinen Platz.
Nun musste nur noch genietet werden. Nach 17 Spanten bin ich jetzt gut geübt!

Wegen des Einbaus eines Motors war die Bilge unter der Propellerwelle mit Holz und einer
grauen klebrigen Masse aufgefüllt worden. Dadurch konnte man leichter den Schmutz rausholen
und die Verstopfungen an der Bodenwrange entfernen. Zum Ausbessern der Spanten musste ich
das alles entfernen. Ich habe es dann wieder so aufgefüllt: möglichst viel Raum mit Holz füllen
und dann den Rest mit Bitumenhaltigem Unterbodenschutz aus dem Kfz-Bereich aufgefüllt. Das ist
günstig und sollte gut funktionieren. Allerdings trocknet es nur sehr sehr langsam durch.
Daneben musste ich noch den Ruderkoker durch den Achtersteven mit einem neuen
Stück Edelstahlrohr verlängern. Das verrottete Holz habe ich abgeschabt, und
mit Epoxy versiegelt. Den Hohlraum füllte ich mit Pantera auf (dauerelasitscher
Dichtmasse).
Und lackieren natürlich! Einige Teile, die ich mit nach Hause nehmen konnte, habe
ich komplett neu gemacht. Also alten Lack mit einer Heizpistole anwärmen und mit einem
Schaber abkratzen. Danach schleifen. Lackiert habe ich mit Schooner von International. Es
schien mir erst sehr dickflüssig aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt und sehr gute
Ergebnisse erzielt. Neuaufbau heißt: drei Schichten mit Verdünnung (50%, 30%, 10%) und dann
noch 2-3 Schichten unverdünnt. In den Lack mische ich noch etwas Mahagonibeize (Interstain von
International). Damit werden die Flächen dunkel und die schädlichen UV-Strahlen sollen dadurch
zusätzlich abgehalten werden.
Den Rumpf habe ich über Wasser zunächst gerollt und dann selbst mit dem Pinsel glattgestrichen.
Wenn man nicht trödelt schafft man das alleine auch ganz gut. Das Ergebnis ist dann auch eine
Belohnung.
Am Unterwasserschiff musste ich (natürlich) den Eisenkiel entrosten und einige Stellen neu
primern. Als Antifouling habe ich wie mein Vorbesitzer Hempel Mille Light verwendet. Das
Unterwasserschiff sah im letzten Herbst sehr gut aus und darum probiere ich es wieder.

Am 30.5. war Minona (und ich) endlich fertig. Ich hatte noch überlegt vor dem Kranen die Risse
zwischen den Planken mit Margarine zuzuschmieren (Tip aus einem schwedischen Holzbootforum,
www.trabatsakuten.nu), habe es aber doch gelassen. Also schoß das Wasser nur so durch die Ritzen.
Minona wäre trotz einer Gartenpumpe (10.000 l/h) wie ein Stein gesunken, wenn wir sie nicht über
Nacht im Kran hätten hängen lassen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sie jemals wieder
schwimmen würde.
Am nächsten Tag schaffte es die Pumpe aber schon alleine, und nach drei Tagen reichte sogar die kleine
elektrische Lenzpumpe. Unglaublich wie sehr das Holz quellen kann. Nach einer Woche war sie so trocken
wie ein Holzschiff eben sein kann und ich so glücklich wie ein Holzbootbesitzer eben sein kann.
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